Geschichte
"Gutachtliche Aeußerung" des Königlichen Wasserversorgungsbureaus
Die Sorge um das lebenswichtige Element Wasser durchzieht die Geschichte des Menschen. In den geschichtlichen Quellen der Hochkulturen des Altertums findet die Wissenschaft immer wieder Aussagen zur Bedeutung des Wassers für Mensch und Tier. Schon 2600 v. Chr. wurden in Babylon unterirdische Wasserfassungen zur Feld- und Gartenbewässerung gebaut. Über Fernleitungen mit Bergdurchstichen und über Aquädukte wurde Wasser zur Versorgung der Bevölkerung in die Städte geleitet. Neben den Großprojekten zur Trinkwasserversorgung in den Ballungszentren der Antike und des Altertums war die Bewässerung landwirtschaftlicher Nutzflächen von größter Bedeutung.
Über lange Zeiträume waren Bewässerungsmaßnahmen die wesentlichen wasserbaulichen Arbeiten. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert begann der verstärkte Ausbau der Wasserversorgung, aber auch der Bau von Abwasserbeseitigungsanlagen und großer Wasserspeicher
Im Februar 1878 genehmigte „seine Majestät der König Allerhöchst“, dass für das öffentliche Wasserversorgungswesen dem königlichen Staatsministerium des Innern ein sachkundiger Techniker beigegeben wurde, der u. a. die „allgemeinen technischen Vorerhebungen für gemeindliche Wasserversorgungs-Unternehmen“ zu führen hatte. „Die Ausarbeitung der Baupläne und Kostenanschläge, die Leitung der Bauausführung“ gehörten ebenso zu seinem Aufgabenbereich wie „die Abnahmeprüfung der fertiggestellten Anlagen mit Überweisung der Werke an die Gemeinden sowie die Prüfung bestehender Werke“. Somit war das „Technische Bureau für Wasserversorgung“ geboren.
1879 ging die erste vom „Bureau“ geplante Wasserversorgungsanlage in Betrieb. Bis 1893 folgten 120 weitere Anlagen. Eben dieses „Technische Bureau für Wasserversorgung“, 1900 in „Königliches Wasserversorgungsbureau“ umbenannt, gibt am 17. Juli 1912 eine „gutachtliche Aeusserung hinsichtlich der Bildung einer öffentlichen Trink- & und Nutzwasserversorgungs-Genossenschaft in Büchlberg, Gemeinde Leoprechting, K. Bezirksamt Passau, Regierungs-Bezirk Niederbayern“ ab.„Da die geplante Anlage derart gedacht ist, dass mit Rücksicht auf Zulänglichkeit der Quelle und wegen genügender Dimensionierung der Rohrleitungen die spätere Ueberführung zu einer gemeindlichen, auf den ganzen Ort ausgedehnten, sowohl für Trink- als auch Nutzwasser-Zuführung und für Feuerlöschzwecke völlig hinreichenden Anlage jederzeit betätigt werden kann, kann die Bildung der Genossenschaft dem Gemeinwohl förderlich erachtet werden.“
1) Festschrift zu „100 Jahre Bay. Landesamt für Wasserwirtschaft“, Schriftenreihe des Bay. Landesamts für Wasserwirtschaft, Heft 8, München 1978, S. 15
Rund um den Brunnkorb
Für den heutigen Wasserverbraucher ist es kaum vorstellbar, dass es in Bayern im ländlichen Bereich bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts nahezu keine öffentliche zentrale Wasserversorgungsanlage gab. Größere Anwesen hatten ihr eigenes Brunnwasser aus dem Hausbrunnen. Wer kein eigenes Wasser hatte, versorgte sich aus dem öffentlichen Laufbrunnen. So holte sich mancher Büchlberger sein Wasser aus dem alten „Brunnkorb“, der sich an der Stelle des heutigen Kriegerdenkmals befand und seit den frühen fünfziger Jahren gegenüber dem Gasthaus Escherich befindet.
Der Brunnkorb im Zentrum von Büchlberg Foto: web-fuchs
Bis heute hat sich bei den alteingesessenen Büchlbergern der Ausdruck „beim Brunnkorb droben“ erhalten, wenn sie den Platz des heutigen Kriegerdenkmals meinen. Der Dorfbrunnen, umgeben von der Kirche, dem Gemeindeamt und dem 1873/74 erbauten alten Schulhaus, war das Zentrum Büchlbergs. Hier holten sich die Häuslleut ihr Wasser, hier stillten die Schüler in den Pausen ihren Durst, hier wurden Veranstaltungen und Feste abgehalten. „Am Brunnkorb droben“ mussten sich 1945 die vom Krieg heimgekehrten Soldaten einfinden, um in das Kriegsgefangenenlager nach Tittling abtransportiert zu werden.
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde es auch auf dem Land nötig, zentrale Wasserversorgungsanlagen zu bauen, vor allem dann, wenn nahe gelegene Quellen kostengünstig zu nutzen und abzuleiten waren. Für Bayern begann mit der Gründung des „Technischen Bureaus“ (1878) der Beginn des zielbewussten Ausbaus der öffentlichen zentralen Wasserversorgung im ländlichen Bereich. Das „Technische Bureau“ bot den Gemeinden beim Bau ihrer Anlagen technische Beratung und Hilfe an und unterstützte sie mit staatlichen Zuschüssen. „Interessanterweise ließ man sich bei dieser Förderung hauptsächlich vom Gesichtspunkt des Feuerschutzes leiten, obwohl die Verbesserung der hygienischen Verhältnisse nicht minder bedeutsam war. Infolgedessen wurden die Fördermittel auch aus den Einnahmen der Brandversicherung genommen.“1
Maßgeblich waren die „Richtlinien des Königlichen Wasserversorgungsbureaus bei Projektierung von Wasserversorgungsanlagen“ von 1915. Diese Richtlinie schob dem Ehrgeiz mancher Gemeinden, sich eine eigene Wasserversorgung zu schaffen, oftmals einen Riegel vor. Bevorzugt wurden damals schon Gruppenversorgungsanlagen, weil sie beispielsweise bei der Wasseraufbereitung kostengünstiger waren. Auch waren die Investitionskosten für eine Gruppenanlage weit geringer als für eine gemeindliche Einzelanlage. Oft wurden auch keine weiteren Bohrungen mehr durchgeführt, wenn an einem Ort ausreichend gutes Wasser vorhanden war, um auch die Nachbargemeinde damit zu versorgen. Für eine größere Wasserversorgungsanlage sprachen auch betriebswirtschaftliche Gründe. Gemeinden mit geringerem Wasserverbrauch konnten sich die Fachkräfte zur Bedienung der technischen Anlagen nicht leisten, weil sonst das Lebensmittel Wasser zu teuer geworden wäre.
1928 wohnten von den rund 7,38 Mio. Einwohner Bayerns einschließlich der Pfalz etwa 58 % in zentral versorgten Orten, rund 28 % in Orten mit Teilversorgung und 14 % in Siedlungen ohne jegliche Wasserleitung. Zwei Orte, die noch keinen Anschluss hatten, entnahmen das Wasser weiterhin aus Pump-, Zieh- oder Schöpfbrunnen. Auch Weiher, Bäche und Quellen dienten zur Versorgung.
1) 100 Jahre Bayer. Landesamt für Wasserwirtschaft, Schriftenreihe Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft, S. 21
2) ebd.
Zahlreiche Wasserversorgungsgruppen wurden als Folge der wirtschaftlichen Zwänge in Angriff genommen und bis Ende 1937 erhielten 4454 Orte mit 3,14 % Einwohnern zentrale Wasserversorgungsanlagen.
Die Zunahme der Bevölkerung vor allem durch Flüchtlinge und Vertriebene und der durch den Wiederaufbau und die wirtschaftliche Entwicklung in den fünfziger Jahren stark ansteigende Wasserbedarf sowie die gestiegenen hygienischen Anforderungen zwangen zu einem verstärkten Ausbau der Wasserversorgung. In den Jahren 1960 bis 1980 stieg der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch in Haushalt und Kleingewerbe von 92 Liter auf 140 Liter. Bis 1983 erhöhte sich der Verbrauch auf 148 Liter. Für 2010 wurde ein täglicher Verbrauch von 245 Liter prognostiziert. (Im Geschäftsjahr 2001 wird für den Verband ein täglicher Verbrauch von 133 Litern angegeben – vielleicht schon das Ergebnis eines besonneneren Umgangs mit dem wert-vollen Gut Wasser.)
Die Tendenz ging hin zum Ausbau von Gruppenunternehmen. 1977 versorgten 610 dieser Wasserversorgungsunternehmen 71 % der 7,6 Mio. Einwohner Bayerns. Laut „Daten zur Umwelt 1986/87“ stieg die Wassergewinnung in Deutschland von 4,87 Mrd. m2 im Jahre 1979 auf 5,04 Mrd. m2 1983. Aus rund 13500 Gewinnungsanlagen auf dem Gebiet der alten Bundesländer belieferten die öffentlichen Wasserversorger 98 % der Bevölkerung.1
1) Der Staatsbürger, Beilage der Bayerischen Staatszeitung, München 1987, Nr. 12
Wasserbeschaffungsverband übernimmt Notversorgung für Gemeinde Nirsching-Denkhof und Gemeinde Hutthurm.